... aus dem Geiste der Operette. Materialien zum 10. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 20. - 23. November 1997.
Zusammenfassungen der Vorträge

»Wenn ich sonntags in mein Kino geh’« - Erich Pommer und seine Hauskomponisten

Viktor Rotthaler (Regensburg)


Durch und durch musikalisch ist das Kino des Produzenten Erich Pommer seit seinen Anfängen. In den Zwanzigern läßt er Gottfried Huppertz die Kino-Musik zu DIE NIBELUNGEN und METROPOLIS komponieren und Werner Richard Heymann FAUST vertonen.

Den Tonfilm sieht er sofort als große Chance: »Der Tonfilm, wie ich ihn kommen sehe und wie er eine neue Form der Filmerzählung werden wird, kann und darf eben nicht die Natur abklatschen, er muß in seiner Gestaltung und Durchbildung durchaus künstlerisches Eigengewächs sein.«

Mit den Ohren sehen sollen wir bei Pommer die Sprachlandschaften in MELODIE DES HERZENS und das Tingeltangel in DER BLAUE ENGEL. Kein anderer deutscher Produzent legt zwischen 1929 und 1933 so viel Wert auf das Sounddesign, die Mischung aus Dialog, Geräusch und Musik.

In zwei ehemaligen Hauskomponisten des Kabaretts »Schall & Rauch« findet er kongeniale Mitarbeiter, die ihm nicht nur die gewünschten Gassenhauer liefern, sondern auch ein offenes Ohr für seine modernen Ansichten haben: Friedrich Hollaender und Werner Richard Heymann. Im Umfeld von Hollaender und Pommer entwickelt sich auch der experimentierfreudige Franz Wachsmann.

Andere Film-Hits schreiben Bronislaus Kaper und Walter Jurmann, sowie Alan Gray, der spätere Hauskomponist von Michael Powell. Robert Gilbert schließlich liefert die Texte zu den Schlagern in DIE DREI VON DER TANKSTELLE, DER KONGRESS TANZT und BOMBEN AUF MONTE CARLO.

Wenige Tage vor dem Reichstagsbrand hat die letzte Pommer-Produktion Premiere: ICH UND DIE KAISERIN, Hollaenders Regiedebüt. Dann ist der Traum vorbei, die Ufa wird »entjudet«.


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