Reihe CineGraph Buch

Wolfgang Jacobsen, Heike Klapdor: Merhameh. Karl Mays schöne Spionin. Ein Dialog über die Autorin Marie Luise Droop
In: Jörg Schöning (Hg.): Triviale Tropen. Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland 1919 - 1939

Recherche 1

A: Mitglied der NSDAP seit dem 1. September 1930, beantragt Marie Luise Droop im Januar 1938 die Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer. Ganz gegen das übliche Verhalten anderer Antragsteller macht sie ausführliche und freimütige Anmerkungen:

B: "Ich war vor dem 30. Januar 1933 Mitarbeiterin zahlreicher nationaler Blätter, auch des ,Völkischen Beobachters' und des ,Angriff'. Meine Veröffentlichungen über rechtspolitische und soziale Fragen des deutschen Ostens, über Kolonial- und Siedlungsfragen, über Flottenfragen und Seegeschichte haben damals Aufsehen erregt. Durch die frauenfeindliche Einstellung, die schon vor 1933 einsetzte und dann immer stärker wurde, bin ich um mein Arbeitsgebiet gebracht worden." 1

A: Und unter der Rubrik ,Bemerkungen' schreibt sie:

B: "Ich will an dieser Stelle nicht verhehlen, daß die letzten fünf Berufsjahre die schwersten, enttäuschungsreichsten meines Lebens waren. Eine Frau, die bis 1933 ihr ganzes Sein und Denken auf wehrmachtspolitische Fragen eingestellt hatte und ihm ihr ganzes Können und reinen Idealismus gewidmet hat, kann sich nicht ohne schwere Kämpfe und tiefe innere Verzweiflung damit abfinden, daß sie aus all diesem plötzlich ausgeschlossen ist - für immer." 2

A: Eine fraglos deutsch-nationale Gesinnung bildet die Grundlage für eine empörte Kritik an nationalsozialistischer Ideologie und Politik. Aber aus dieser Kritik spricht mehr, Merkwürdiges: eine stolze, selbstbewußte Frau, die ungebrochen ihre Meinung formuliert. Und die einem Ideal treu ist: dem Heldenhaften deutscher Provenienz.

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